Kalligrafie-Führung durch die Ausstellung | Sonntag 19.3.23 | 11.00 Uhr
freier Eintritt, im Anschluss: Sonntagskaffee und Gespräch mit der Künstlerin
Mit der Führung durch die Ausstellung wird Ihnen Denise Baumgartner einen Einblick in die vielschichtige Welt der japanischen Kalligrafie geben: Wo die Zeichen ihren Ursprung haben und wie sie sich im Lauf der Jahrhunderte verändern; wie nur mit Tinte und Papier ein unendlicher Reichtum an Ausdrucksmöglichkeiten geschaffen wird; wie eine Kalligrafie entsteht und wie wir durch das Kalligrafieren in eine ganz andere Welt eintauchen.
Denise Baumgartner hat 20 Jahre in Japan gelebt, wo sie sich als Schülerin des Meisterkalligrafen Kanei Mitsufuji und Enkelschülerin von Ryôsetsu Imai, einem der berühmtesten Kalligrafen der Nachkriegszeit, intensiv der Kalligrafie widmete. Sie zeigte ihre Werke in Einzel- und Gruppenausstellungen in Japan und in der Schweiz.
Wenn lieferbar, bitte benachrichtigen
Wenn lieferbar, bitte benachrichtigenWir informieren Sie per E-Mail, sobald das Produkt wieder erhältlich ist.
Sie haben sich erfolgreich für dieses Produkt angemeldet
|
Die Liebe zur japanischen Kunst und Kultur entdeckte Denise Baumgartner bereits als junges Mädchen. Paul Ritter, ihr Urgrossvater, war von 1892 bis 1909 der erste diplomatische Vertreter der Schweiz im Land der aufgehenden Sonne. Sein Sohn, Denise Baumgartners Grossvater, wuchs in Japan auf und heiratete später eine Japanerin. Dank ihrer Grossmutter begann sich Denise Baumgartner für die japanische Kalligrafie zu interessieren. Mehrere Jahre studierte sie an der Universität Zürich japanische Schriftkunst, bis sie 1996 nach Japan auswanderte. In Japan widmete sie sich 20 Jahre lang intensiv der Kalligrafie und nahm während dieser Zeit Unterricht beim Meister Kanei Mitsufuji, Schüler von einem der bedeutendsten Kalligrafen der Nachkriegszeit, Ryôsetsu Imai. 2013 errang sie den höchsten Rang (Tenjô-i, Himmel) in der von Imai gegründeten Shinshokan-Vereinigung, die zu den angesehensten Kalligrafie-Vereinigungen Japans gehört.
Neben mehreren Gruppenausstellungen hatte Denise Baumgartner Einzelausstellungen in Tôkyô, Shizuoka und Zürich. Ihre Werke wurden auch in einer der renommiertesten Kalligrafie-Ausstellungen Japans (Yomiuri, Tôkyô) gezeigt. 2009 gewann sie in Nara den Sponsor-Award.
Die japanische Schriftkunst
Die japanische Kalligrafie ist eine Kunst- und Schriftform, die mit Kalligrafie im europäischen Sinn wenig zu tun hat. Im Gegensatz zur westlichen Kalligrafie braucht man in der japanischen Schriftkunst – genannt Shodô, der Weg des Schreibens – einen weichen Pinsel, der unendlich viele Anwendungsmöglichkeiten bietet. Es geht nicht darum, einfach «schön» zu schreiben, sondern ein individuelles, ausdrucksstarkes Werk zu schaffen. Allerdings braucht es jahrelanges geduldiges Üben, bis sich die Bewegungen des Pinsels nach und nach verinnerlichen und sich ein Raum kreativer Freiheit eröffnet. Da japanische Kalligrafien meist in wenigen Minuten oder gar Sekunden entstehen, sind sie Schöpfungen des Augenblicks und werden nachträglich nicht mehr verändert. Für ein Werk, bei dem die Proportionen stimmen, eine interessante, aber natürlich wirkende Balance zwischen Weiss und Schwarz entsteht, die Striche zu ihrer Weichheit und Tiefe finden und dem Bild Leben verleihen, braucht es in der Regel 100 bis 200 Versuche. Nur ein in jeder Hinsicht gelungenes Blatt erhält das rote Siegel.
In den Werken von Denise Baumgartner wird spürbar, dass die japanischen Zeichen zwar durchaus ihre Bedeutung haben, sich aber in Schreibart und Strichführung die ganze Persönlichkeit der Künstlerin widerspiegelt. Mit Pinsel und Tusche verwandelt Denise Baumgartner Worte in Bilder, die uns Betrachtende auch ohne Kenntnis der Schriftzeichen bezaubern können – ein Gedicht zum Anschauen.